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Atombusen

Mich strengt das ja an, das Arbeiten. Also vor allem das Arbeiten mit Menschen. Eine ganze Woche musste ich schon wieder, also eine Arbeitswoche, also gut vier Tage musste ich diese Woche mal wieder mit Menschen zusammen arbeiten. Früh aufstehen, also relativ früh, dann hinfahren zum Einsatzort, dann reden, sehr viel reden, Menschen reden ja sehr gern, da bekomme ich dann immer so einen Pelz auf der Zunge vom vielen reden und Pickel am Gesäß im Gesicht vom, keine Ahnung wovon, das passiert einfach immer. Und man kommt ja auch zu nichts, wenn man so arbeitet. Deshalb, und da muss ich mich jetzt mal für meine Voraussicht loben, hatte ich mir schon letztes Wochenende einen kleinen 10-Liter-Topf Gulasch vorgekocht, aus dem ich dann jeden Tag nach der Arbeit, in meinem fliederfarbenen Jumpsuit vor der Glotze fläzend, naschte, also am Montag Gulasch mit Semmelknödeln, am Dienstag Gulasch mit Nudeln, am Mittwoch Gulasch mit Reis und am Donnerstag Gulasch mit, ihr werdet es nicht glauben, Algen. Am Freitag hatte ich dann aber wieder Lust auf Fleisch, ich kann zwar auch mal einen Tag ohne, immerhin bin ich ja Flexitarier, aber ein Tag ohne reicht dann auch, weil ich will ja nicht vom Fleisch fallen (Ich weiß die Kalauerkasse), jedenfalls habe ich mir schön Bulettchen und ein paar Berner Würstchen zum Gulasch gemacht. Im Zusammenhang mit der Arbeit musste ich übrigens ein Buch lesen, welches mir gut gefiel, nicht nur aber auch, weil in ihm das Wort Atombusen vorkam. Das Buch spielt in den 1970ern und ich fragte mich, als ich mir am Donnerstag gerade das Gulasch mit den Algen reinschaufelte, ob denn heutzutage noch jemand das Wort Atombusen – in der Glotze lief gerade Akte X Aktenzeichen XY ungelöst und es wurde berichtet von einer verschwunden oder ermordeten (vergessen) Prostituierten aus Nordkorea Lateinamerika (Name vergessen), die sich via Internet mit ihren Freiern verabredete und dort (jetzt kommt’s), im Internet drin, also in diesem Chat, war sie zu finden unter dem Namen Monica Atombusen. Ist das nicht total, also ich für meinen Teil finde das jedenfalls und daraufhin habe mich fast an den Algen – aber dann bin ich eingeschlafen. Macht ja auch müde, die Arbeit. Mit Menschen.


Das Buch übrigens ist von Christian Duda, heißt »Atombusen« »Gar nichts von allem« und ist gut. Lest das mal.

9. September 2017
Atombusen