KURZGESCHICHTEN, KRITZELEIEN & KARTOONS

Wir würden uns opfern

Das war ja ein Wahnsinn in Wien am Wochenende! Kaum haben Ahne, Spider, Lt. Surf und ich die österreichische Grenze passiert, tritt dieser HR Giger HC Strache zurück. Nicht das wir etwas mit dem aufgetauchten Videomaterial zu tun hatten, obwohl wenn’s keiner gewesen sein möchte, würden wir vielleicht – aber das muss ich erst noch mit den Anderen besprechen. Vor allem muss ich auch mit den Anderen klären, ob das noch steht, dass wir jetzt den Laden (Österreich) übernehmen. Müssen wir nur mal sehen, wie wir das organisatorisch – also mir persönlich würde Home-Office ganz gut in den Kram passen. Abgesehen davon aber: Falls hier jemand aus dem Ausland mitliest und mit seiner Regierung unzufrieden ist, lade uns doch mal zu euch ein. Vielleicht können wir da was deichseln. Als Nächstes werde ich morgen die Bezirksregierung von Moabit stürzen unterhalten. Bei Fuchs & Söhne nämlich.


Mittwoch, 22. 05. 2019, 19:30 Uhr, Fuchs & Söhne im GRIPS Theater mit Paul Bokowski, Sebastian Lehmann, André Herrmann sowie Bodo Wartke und mir als Gästen

21. Mai 2019
Wir würden uns opfern

Klassenfahrt nach Wien

Am kommenden Wochenende fahren (Lt. Surf), laufen (Ahne), hüpfen (Spider) und kriechen (Icke) wir nach Wien, lesen da Geschichten vor und legen Schallplatten auf. Für die österreichische Musikzeitschrift skug habe ich folgendes über die Surfpoeten geschrieben:
Die Surfpoeten wurden kurz vor oder kurz nach der Wende gegründet. Vielleicht auch viel früher oder viel später. So genau weiß ich das nicht, denn ich war damals noch ein Kind und, wie alle Kinder aus der DDR, voll auf Cortison. Außerdem trug ich, ebenfalls wie alle Kinder aus der DDR, eine Brille, deren Gestell aus Styropor bestand und deren eines Brillenglas mit Heftpflaster abgeklebt war. Ich hatte einfach keinen Durchblick, aber das war egal, denn in der DDR hatten wir ja ohnehin nichts. Das machte sich vor allem bei den Süßwaren bemerkbar. Zuerst tauchte Persipan (Süßkram aus Pfirsich- oder Aprikosenkernen) als billigere Alternative für Marzipan auf. Später kam dann wegen Rohstoffknappheit Resipan (Maisgrieß mit Zucker und Aroma) auf den Ostmarkt, welches wiederum wegen Maismangels von Nakapan (Kartoffelgrieß mit Zucker und Aroma) abgelöst wurde. Schokolade wurde im Osten, statt aus Kakaobohnen und Milchpulver, aus Saubohnen und Schießpulver hergestellt. Kaugummies und Gummibärchen bestanden hauptsächlich aus in mundgerechte Stückchen zugeschnittenen und mit Schulmalfarben bemalten Autoreifen.
Eines Tages, während ich Jungspund, völlig mit Cortison zugedröhnt, mich mit Schießpulverschokolade vollstopfte und herausfand, dass sich Mauerfall auf Trauerfall reimt, gründeten Ahne, Spider und Lt. Surf die Surfpoeten. Rebellisch wie sie damals waren, trugen sie ihre Pionierhalstücher statt um den Hals, als Stirnband um den Kopf gebunden, Ahne und Spider lasen auf Altpapier gekritzelte Texte vor, zwischen denen Lt. Surf Schallplatten von Ostrockern (er nannte das Surfmusik) auflegte.
Ich stieß erst zu den Surfpoeten, als Ahne, Spider und Lt. Surf ihre Pionierhalstücher längst nur noch als Schmuckelement an ihre Rollatoren gebunden trugen und die Surfpoeten ihren 100. Besetzungswechsel hinter sich hatten.
Während Ahne längst in Hollywood angekommen ist, Lt. Surf als Besitzer mehrerer Diskotheken auf Ibiza residiert und Spider seit einigen Jahren Bürgermeister einer Kleinstadt auf Kuba ist, lebe ich noch immer in der Hauptstadt der ehemaligen DDR und esse Schießpulverschokolade.
Ab und zu allerdings, und zwar nicht weil es mir schmeckt, sondern nur weil ich es kann, esse ich auch mal eine Banane.

Den kompletten Artikel gibt es hier: Klick


Die Surfpoeten (Ahne, Spider, Lt. Surf und Icke) lesen im Rahmen der Kritischen Literaturtage in Wien
18. 05. 2019, 20:30 Uhr, Rhiz, U-Bahnbogen 37, 1080 Wien

13. Mai 2019
Klassenfahrt nach Wien