KURZGESCHICHTEN, KRITZELEIEN & KARTOONS

Für irgendwas wird’s schon gut sein

Wenn mir mal nichts einfällt, worüber ich schreiben könnte, dann gehe ich einfach aus dem Haus und erlebe Sachen. Meine körperliche Unversehrtheit ist mir dabei egal, Hauptsache ich bekomme Material für eine neue Geschichte. Aus meinem Zusammentreffen letztens mit einer Autotür habe ich nun einen kleinen Text gebastelt. Den kann man hier lesen.


Ttip für heute: Lieber drinnen bleiben. Akute Sonnenbrandgefahr!

24. März 2017
Für irgendwas wird’s schon gut sein

Prioritäten setzen

Da fahre ich letztens, ein Liedchen auf den Lippen, mit dem Rad durch den Schnaupel (Mischung aus Schneeregen und Graupelschauer), so schön immer den Fahrradweg entlang und dann steht da ein Wagen, halb auf dem Radweg, fahre ich rechts dran vorbei, also fast, weil während ich vorbeifahre macht der Beifahrer seine Tür auf. Ich maule mich, der Beifahrer steigt aus und kuckt wie ein Auto, als ob er noch ein Fahrrad gesehen hätte. Dann steigt auch der Fahrer aus und sieht nach, ob alles in Ordnung ist, also natürlich nicht mit mir, sondern mit der Autotür. Das verstehe ich total. So eine Autotür ist ja nicht so einfach zu ersetzen im Gegensatz zu mir. Ich schaue auch nach, ob alles in Ordnung ist, also mit dem Rad, vor allem aber mit meiner Frisur. Hole den Taschenspiegel heraus und ja scheint alles zu sitzen. Ich meine so ein appes Bein kann man ja irgendwie kaschieren, aber wenn die Frisur nicht sitzt, das fällt ja auf. Fahrer und Beifahrer sehen nach, ob am Hinterkopf, also da wo ich diesen Wirbel habe, die Haare auch noch ordentlich liegen. Die beiden haben nichts zu bemängeln an meiner Frisur und auch die Autotür hat nichts abbekommen. Wir tauschen unsere Nummern aus, um unser lustiges Zusammentreffen bei Gelegenheit zu wiederholen. Dann verabschieden wir uns herzlich und jeder fährt seiner Wege. Zu Hause angekommen mache ich mich nackig und begutachte die ganzen blauen Flecken und das blutverschmierte, geschwollene Knie. Und dann, was muss ich da im Spiegel sehen? Da stehen ja ein paar Haare am Hinterkopf ab. So bin ich also durch die Stadt gefahren? Das nehme ich diesen beiden Arschlöchern echt übel, dass sie mir das nicht gesagt haben. Es sei denn, und das würde auch das plötzliche Türöffnen während ich vorbeifuhr erklären, die beiden sind sehbehindert. Dann will ich mal ein Auge zukneifen, das Ganze nicht so eng sehen und wünsche den beiden an dieser Stelle weiterhin viel Erfolg im Straßenverkehr Berlins.


Heute Abend: Die Surfpoeten lesen im Klub der Republik. Zu Gast: Christian Schmitz-Linnartz aus München

22. März 2017
Prioritäten setzen