KURZGESCHICHTEN, KRITZELEIEN & KARTOONS

Leben in den Zeiten des Corona (2)

Freunde des gepflegten Stuhlgangs,
letztens habe ich, also quasi, im Lotto gewonnen. (Wollte damit eigentlich nicht so rumprahlen, wegen Angst vor Überfälle und auch weil Prahlerei nicht fetzt, aber was soll’s, jetzt muss es doch mal raus (so wie Stuhlgang) und ich hab ja sonst nichts. Also bis auf dis was jetzt kommt:) Ich habe nämlich, schon im siebenten Geschäft in Prenzlauer Berg welches ich aufsuchte, Toilettenpapier käuflich erwerben können. Eines der letzten vier dort vorrätigen Pakete kann ich nun bis auf Weiteres mein Eigen nennen. Ich muss sagen, ich fühle mich auch heute noch so wunderbar beschwingt. Weil Klopapier wird ja heutzutage in Gold aufgewogen (Klar ist eh nicht so schwer, also unbenutzt, hihi, aber immerhin. Schließlich hat sich der Umsatz der Produzenten von Toilettenpapier in den letzten Wochen um 700% erhöht). Für diejenigen von euch, die nicht ein solches Glück mit dem Erwerb von Toilettenpapier hatten und die mit Kohlrabiblättern als Ersatzprodukt nicht so recht zufrieden sind, möchte ich noch weitere Alternativen zum herkömmlichen Toilettenpapier vorstellen: Küchenrolle (sofern im örtlichen Geschäft vorrätig), Taschentücher (sofern im örtlichen Geschäft vorrätig), Windeln (sofern in eurer Größe im örtlichen Geschäft vorrätig) und jetzt kommt der Hit für Umweltbewusste: Toilettenpapier kann man auch wunderbar trocknen (mehrfach!) und wiederverwenden (Anfänger machen 2, Fortgeschrittene bis zu 10 Wiederholungen pro Blatt). Und Lars but not least: Auch Schal oder Halstuch können als Ersatzprodukt verwendet werden. Sowohl der oder das Eigene, als auch Schal oder Halstuch von Freunden, Familienangehörigen oder gar gänzlich Fremden (beim Abwickeln des Schals oder Halstuches von der Kehle des Gegenübers aber bitte auf die Einhaltung des Mindesabstandes achten!) können mehrfach benutzt (Schals haben ja eine größere Oberfläche als zwei drei Blatt Klopapier) und sogar gewaschen werden. Falls euch noch weitere Toilettenpapierersatzprodukte einfallen, so schreibet mir! So long, Meikel.

29. März 2020
Leben in den Zeiten des Corona (2)

Leben in den Zeiten des Corona (1)

Fast zwei Wochen habe ich abgeschnitten von der Außenwelt, ohne Telefon und Internet, im Keller verbracht, und zwar nicht wegen des Krokusnussvirus (Haben meine Tochter und ich uns drauf geeinigt, dis so zu nennen, weil Krokusnussvirus, dis macht einem nich so ne Angst wie Corona), nee weil ich versuche mit dem Rauchen aufzuhören und sicherheitshalber trinke ich auch keinen Alkohol und keinen Kaffee und da wollte ich nicht so viel in Gesellschaft, weil dis dann schwerer ist, wegen der anderen Raucher und Säufer und Kaffeetrinker, die mich ja verleiten wollen und ich lasse mich ja auch so gern verleiten, jedenfalls was muss ich jetzt feststellen? Die Kneipen sind dicht, Konzerte und Parties verboten, da hätte ich ja gar nicht so lange Kinderkaffee trinkend und Möhrchen knabbernd im Keller hocken müssen, jetzt wo nahezu alle Grenzen dicht sind, weil klar was hält so einen Virus auf jeden Fall auf, wenn nicht, die Grenzen dicht zu machen? Veranstaltungen und Versammlungen verbieten, Mindestabstand, Quarantäne kann man machen, aber Grenzen dicht, muss man machen. Jedenfalls bin ich gestern aus dem Keller gekrochen weil, ja weil nämlich, also ich hatte mir da unten so ein behelfsmäßiges Plumpsklo mit einem Presslufthammer schön in den Kellerboden, und das hat eigentlich auch ganz gut – aber gestern war dann das Toilettenpapier alle und da musste ich dann eben raus aus dem Keller und hoch in die Wohnung, doch auch dort gab es keins und so bin ich dann, allerdings auch ohne Erfolg, jedenfalls bezüglich des klassischen Toilettenpapiers, aber dafür habe ich einen wesentlich ressourcenschonenderen und kostengünstigeren Ersatz im Supermarkt gefunden. Und zwar Kohlrabiblätter. Man kann entweder Kohlrabi mit Blättern dran kaufen, den Kohlrabi essen und dann später die verdauten Reste des Kohlrabis mit den Blättern des Kohlrabis von seinem Hintern schaben, oder wenn man Kohlrabi jetzt nicht so gerne isst, einfach nur die Blätter abreißen (lassen einen die meisten Supermärkte kostenlos mitnehmen!) oder wenn man richtig Glück hat, haben andere Kunden schon die Blätter – und die dann in einen Eimer neben dem Kohlrabi oder in die Kiste mit dem Kohlrabi oder einfach auf den Boden, na jedenfalls Kohlrabiblätter kann ich nur empfehlen zum Arsch abwischen. Müsste ich allerdings gar nicht, wenn nicht haufenweise asoziale Arschlöcher, die von einigen Psychologen, wie ich las und hörte, ja auch total Verstanden werden mit ihrer aus Hilflosigkeit entstandenen Übersprungshandlung (Hamstern: die Grenzschließung des kleinen Mannes), anscheinend so dermaßen viel Klopapier gehortet haben, dass sie bis an ihr Lebensende mit Durchfall auf dem Lokus hängen könnten und das von Ihnen erworbene Klopapier wäre noch immer nicht aufgebraucht. Ich finde ja, was uns in diesen Zeiten, abgesehen vom Mindestabstand, unheimlich weiterhelfen würde, wäre ein Mindestanstand. Aber mich fragt ja keiner.

22. März 2020
Leben in den Zeiten des Corona (1)