KURZGESCHICHTEN, KRITZELEIEN & KARTOONS

Leben in den Zeiten des Corona (15)

Freunde der Existenzangst,
am vergangenen Wochenende war ich auf einem Festival im dünnst (gibt es dieses Wort überhaupt?) besiedelten Bundesland Deutschlands. Es gab gutes Wetter, Musik, Lichtinstallationen (Englisch: Wishyouills), ich habe was gelesen, war baden im nur wenige hundert Meter vom Festivalgelände entfernten See und überhaupt war das ein sehr schönes Festival (Danke ans 3000°-Team für überhaupt, Franziska Hauser für die Begleitung und Katharina Lifson für die Einladung), trotz oder vielleicht auch gerade wegen des fehlenden Publikums. Weil bis auf die Macher des Festivals und die Künstlerköppe verschiedener Sparten war da keiner. Alles nur für’s Netz. Nun bin ich aber wieder zurück in Berlin, dem Moloch, und nach dem Lesen eines Zeitungsartikels über die Bürgermeisterin von Chicago wurde mir mal wieder klar, was hier alles falsch läuft. Der Bürgermeister von Berlin heißt Mathias Meier, nee Quatsch, Michael Müller. Der Max Mustermann der Politik. Null Ausstrahlung, null Glamour, null, ach einfach insgesamt null. Wäre Michael Müller ein Geheimagent trüge er die Kennziffer 000. Die Bürgermeisterin von Chicago dagegen, wisst ihr wie die heißt? Lori Lightfoot. Ja, Lori Lightfoot. Der Name macht was her, damit kann man arbeiten. Das Michael Müller keine homosexuelle schwarze Frau ist, dafür kann nicht mal er etwas. Dass er so blass ist und bleibt, dagegen schon. Blass natürlich nicht die Hautfarbe, sondern seine gesamte Erscheinung. Aber genug von Michael Müller (Der könnte sich ja mal M&M oder Eminem nennen und dann wahlweise einen Rechtsstreit oder eine Blutfehde mit dem Süßigkeitenhersteller oder dem Rapper anfangen, macht der Langweiler aber nicht), kommen wir zu einem weiteren Langweiler: Mir. Ich werde in Zukunft nicht wöchentlich, sondern unregelmäßig bei der wöchentlich stattfindenden traditionsreichen Berliner Lesebühne LSD – Liebe statt Drogen auftreten. Als Mitglied welches nicht jede Woche da ist. Die langweilige Begründung, warum ich nicht jede Woche da bin erspare ich euch mal, aber unter Termine könnt ihr sehen, wann ich da bin. Soweit, so long.

18. August 2020
Leben in den Zeiten des Corona (15)

Leben in den Zeiten des Corona (14)

Freunde des Selbstbräuners,
kürzlich entdeckte ich beim Einkaufsversuch im Internet ein Modelabel Namens Felix Hardy. Na wenn das mal nicht was mit Ed Hardy zu tun hat, dachte ich mir so, vielleicht ist Felix Hardy gar der Sohn von Ed Hardy. Ed Hardy, ihr erinnert euch, das waren diese arschteuren Klamotten, über die es so Witze gab wie: „Ey hat dir einer / ein Einhorn / ein Chamäleon auf’s T-Shirt gekotzt / Regenbogen ausgekackt o. ä.? Nee, Alter, ditt Schört is von Ed Hardy.“ Mit Felix Hardy aber hatte ich falsch gelegen. Der Gründer des Modelabels Felix Hardy kommt aus Spanien und heißt vermutlich gar nicht Felix Hardy sondern Feliz Fuerte. Allerdings erfuhr ich bei meinen knallharten Recherchen, dass hinter dem Label Ed Hardy nicht nur der bereits verstorbene Unternehmer Christian Audigier (Audi Gier!) steckte, sondern auch noch der namensgebende Tätowierer Don Ed Hardy. Und Don Ed Hardy wuchs auf in, haltet euch fest, Corona del Mar in Südkalifornien. Corona del Mar. Und als ob das nicht genug wäre, pflegt dieser Tätowierer auch noch gute Kontakte nach Japan. Und Japan liegt, wie wir ja alle wissen, nicht weit weg von China. Und in China, genauer gesagt in Wuhan, wurde ja das Coronavirus – und wenn man jetzt wissen möchte wie weit Japan von Wuhan entfernt ist, ob das nicht vielleicht exakt 666 Kilometer sind, dann steht man aber schön blöd da, weil wenn man bei Google Maps die Route von Japan zum Feinkost-Nassmarkt in Wuhan, ja so heißt der auf deutsch, erfahren möchte, dann wird einem dort mitgeteilt: Die Route von „Wuhan South China Seafood Wholesale Market, Jianghan Qu, Wuhan Shi, Hubei Sheng, China“ nach „Japan“ konnte nicht berechnet werden. Da heißt der Markt dann auf einmal South China Seafood Wholesale Market. Und das ist ja Englisch. Und wer spricht Englisch? Bill Gates. Und Bill Gates, dem gehört ja auch Google, oder nee, Bill Gates gehört das Internet oder wenigstens das halbe Internet. Und natürlich die Bill und Melinda Gates Stiftung, die gehört auch Bill Gates. Und seiner Frau. Und wenn man von „Bill und Melinda Gates“, wenn man davon mal die Buchstaben zählt, dann kommt man auf 19. Und wie heißt die vom neuen Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit? COVID 19. Das ist alles schon da. All diese Informationen. Man muss nur suchen. Suchen, wenn man mal von dem Wort suchen die Buchstaben zählt, sagen wir dreimal hintereinander, und dann die jeweils gezählten Buchstaben hintereinander schrübe, dann stünde dort 666. Wie gesagt, man muss nur suchen. Manchmal kommt man bei der Suche vom Weg ab, dann geht man eben einen anderen Weg. Das Internet hat viele Wege. Manchmal auch Sackgassen oder Spielstraßen, aber hauptsächlich Wege. Nur gehen muss man die denn auch mal. So wie ich kürzlich.
Ich suchte im Internet nach Klamotten obwohl ich eigentlich Klamotten hatte, nur mit denen war mir ein kleines Malheur passiert. Ich hatte mir zu Beginn der aktuellen Bräunungssaison eine neue Sonnencreme gekauft und auch fleißig benutzt. Auch an Tagen an denen ich alter Modefachmann weiße Feinrippunterhemden trug. Und diese Unterhemden, die hatten plötzlich so gelbe Träger und auch unter den Armen, das sah echt nicht schön aus, also habe ich die ehemals weißen Kleidungsstücke in eine Schüssel mit Wasser und dann schön immer, gib ihm, Chlor-Bleiche dazu und Simsalabim strahlten mich die soeben noch gelb gefleckten Klamotten in einem herrlichen Magenta an. Als Laie vermutete ich spontan irgendeine chemische Reaktion dahinter, wollte aber sicherheitshalber auch noch das Internet konsultieren. Und so bin ich dann erst bei Batik und dann irgendwie bei Ed Hardy gelandet. Aber wie ich diese Flecken wegbekomme weiß ich noch immer nicht. Dafür weiß ich, dass die Bill of Rights wahrscheinlich nach Bill Gates benannt wurde. Und das wenn man jemand Kleinwüchsiges besonders attraktiv findet, dass es sich dann um einen Zwilf handelt. Und wenn von einem Bilf die Rede ist, kann natürlich nur Bill Gates gemeint sein. Und dann habe ich noch herausgefunden, dass Bill Gates im Gegensatz zu seiner Frau Melinda, nie ein Kleidungsstück der Marke Ed Hardy besaß, dass er dafür aber seinen erstgeborenen Sohn an einen Zwilf namens Batik verlor und das das Märchen Rumpelstilzchen Teil der Antisemitismusforschung ist. Nur wegen der Flecken, da weiß ich noch immer nicht, aber da kann ich ja bei Gelegenheit mal im Internet recherchieren.

Tipp vom Modefachmann: Heute 20 Uhr, Reformbühne in der Baiz, mit Doc Schoko, Masha Potempa, Sahara B und mir

19. Juli 2020
Leben in den Zeiten des Corona (14)

Leben in den Zeiten des Corona (13)

Freunde der Heraldik,
heute war mein Telefontag. Also der Tag in der Woche an dem ich statt diverse unheimlich wichtige Sachen, von denen nicht selten die Zukunft oder gar das Überleben der gesamten Menschheit abhängt, zu tun, diverse unheimlich wichtige Telefonate, von denen nicht selten die Zukunft oder gar das Überleben der gesamten Menschheit abhängt, führe. Diesmal standen zwei nur zwei Anrufe auf dem Plan und beide Telefonate verliefen nicht gerade zu meiner Zufriedenheit. Zuerst kontaktierte ich die Firma „Schwörer Haus“, ein Betrieb der, und das ist jetzt nicht meine persönliche Meinung sondern eine ganz objektive Formulierung, ein Betrieb also der kackenhässliche Fertighäuser in die Gegend scheißt, wenn man ihn denn lässt. Der Grund meines Anrufes beim Fertighausproduzenten war ein Vorschlag und zwar, ob sie ihre Firma nicht in Verschwörer Haus umbenennen wollen um sich einen neuen Markt, Stichwort Hygienedemos, eine neue Zielgruppe zu erschließen. Wollten sie nicht. Nicht mal, als ich Ihnen entgegenkam und meine Honorarvorstellung für diesen genialen Coup um eine halbe Million senkte. Richtige Opfa diese Firma, wird es nicht mehr lange geben, sie geht nicht mit der Zeit, sie geht mit der Zeit. Schverschwörealta! Nach diesem enttäuschenden Telefonat rief ich bei den Organisatoren des Deutschen Nachbarschaftspreises an und herauskam: Ich werde den Deutschen Nachbarschaftspreis 2020 nicht bekommen. Weil ich ja gar nichts FÜR meine Nachbarn getan hätte. Dabei stimmt das gar nicht. Ich habe nämlich sehr viel für meine Nachbarn getan indem ich während dieser ganzen Coronaausgangsbeschränkungenkontaktsperrenschulundkitaschließungenundsoweiter nichts GEGEN sie getan habe. Sagt man das so? Etwas gegen jemanden tun? Wie dem auch sei, am Ende bekommt den Preis wieder so ein Samaritertyp, hier Mutter Theresa oder Vater Theresius, die ohnehin voll auf dem Helfertrip sind, für die is das doch normal anderen zu helfen, ich dagegen als Misanthrop, habe wochenlang keinen meiner Nachbarn, während die hier alle mit ihren Gören, von früh bis spät auf dem 13. Hinterhof unserer Mietskaserne, keinen meiner Nachbarn habe ich während dieser Zeit um die Ecke gebracht, nicht mal die Hand habe ich erhoben. Nicht mal die Stimme. Aber nein, das bedeutet ja nicht, ich hätte etwas FÜR die Nachbarschaft getan. Ey ich habe der Nachbarschaft das Leben geschenkt. Schverschwörealta!
Nachdem der Arbeitstag kürzer und unbefriedigender als erwartet ausfiel, habe ich mir noch etwas Kultur gegönnt. In Berlin-Marzahn residiert zur Zeit die BDSM-Wanderausstellung Gerten der Welt. Historische sowie ultramoderne Ausstellungsstücke, aus allen vorstellbaren Materialien, erfreuen das Auge des Betrachters, während man sich von einem Audioguide lustvolle Schmerzensschreie ins Ohr brüllen lassen kann. Abgerundet wird die kleine aber feine Ausstellung von verschiedenen interaktiven Bereichen, wie zum Beispiel einem digitalen Memory, bei dem man Bilder von Gerten Bildern mit den von ihnen verursachten Striemen zuordnen muss, oder mein persönliches Highlight: Am Ende des Ausstellungsrundgangs erwartet den Besucher ein abgedunkelter Raum, den der Besucher erst verlassen darf, wenn er errät, aus welchem Land die Gerte stammt, mit der er gerade von einem Mitarbeiter der Ausstellung malträtiert wird. Mein Fazit: Gerten der Welt haut voll rein! Geht da ruhig mal hin.

23. Juni 2020
Leben in den Zeiten des Corona (13)

Leben in den Zeiten des Corona (12)

Freunde der Hitzewallung,
nachdem ich erst kürzlich der Verschwörungsnummer von Drosten und dem in Dorsten geborenen Produzenten und Musiker Mark ‘Oh (Einer seiner größten Hits: Droste(n) hörst du mich?) auf die Schliche gekommen bin, ist nun ein Paket auf dem Weg zu mir in einem Großlager verschollen. Sicherlich, das geht bestimmt vielen in diesen Tagen so, dass sie länger auf Pakete warten müssen oder diese gar nicht ankommen, aber ratet mal, wo mein Paket zuletzt gesichtet wurde: Dorsten! In Dorsten ist mein Paket verschollen. Kann das noch Zufall sein? Ich glaube kaum! Was in dem Paket drin ist bzw. war, wie ich diese Verschwörer kenne, ist da nämlich gar nichts mehr drin, also was da drin war muss mir gar nicht unangenehm sein, denn das haben diese Verschwörer ja ziemlich wahrscheinlich schon unter den Flickenteppich gekehrt. Und da unter dem Teppich, da werden die Milben und Schaben und wer da noch so alles wohnt, die werden meinen –Ups- jetzt hätte ich ja fast, obwohl nee eigentlich kann ich euch das ruhig, also ja es stimmt: Ich habe mir einen aufblasbaren Bunker im Internet bestellt. Und das aber auch nur, weil es in keinem der von mir aufgesuchten Fachgeschäfte (Prepper Pig, Salt ‘n‘ Prepper, Here comes the hot Prepper) einen gab („Lieferengpässe“). Also musste ich ja im Internet und so konnte dann eben auch das Drosten-DSL-DHL-Konglomerat verhindern, dass ich meinen aufblasbaren Bunker bekomme. Warum die das wollen? Fragt mich mal. Jedenfalls gibt mir das echt zu denken. Auch zu denken gibt mir, dass meine Tochter in Prenzlauer Berg aufwachsen muss. Neulich, während ich diverse Aufschnitte und Aufstriche auf den Frühstückstisch stellte, sagte sie: Diese Paste möchte ich heute lieber mal nicht probieren. Dabei hatte ich überhaupt keine feine Paste sondern einen Eimer billigsten Fleischsalat auf den Tisch gehievt. Das feine kleine Fräulein kennt Pasten, aber keinen Fleischsalat. Ich werde mich wohl oder übel beim Jugendamt selbst anzeigen müssen. Oder ist da das Amt für Leitkultur zuständig? Sicher wende ich mich aber nicht an ein Amt in Prenzlauer Berg, die sind ja auch unterwandert und haben am Ende noch Verständnis.

Einkaufstippp: Bei Dr. Prepper gibt es gerade aufblasbare Toiletten im Angebot.

Coolnesstippp: (Wer noch das Wort „cool“ verwendet ist schon lange nicht mehr cool.) Die jungen Leute von heute sagen nicht mehr „Schwöre Alta!“ sondern „Schverschwöre Alta!“

 

 

 

11. Juni 2020
Leben in den Zeiten des Corona (12)

Leben in den Zeiten des Corona (11)

Freunde des digitalen Zeitalters,
gestern Mittag rief mich der Kollege Spider an und frug ob ich denn nicht mit ihm und ein paar anderen Herren am Abend etwas ins Internet hineinlesen wollen würde. Livestream. Jeder von seinem Heimnetzwerk ins Internet hinein. Ich hatte so meine Bedenken, aber der Test am Nachmittag lief überraschend gut. Am Abend dann aber: Grottenschlechte Verbindung. Vor allem der Ton ginge gar nicht, so schruben es Kommentatorinnen ins Internetz hinein. Das Internet verstand mich nicht. Und nichts half. Weder der Neustart des Rechners noch Browserwechsel, noch was man eben noch so alles machen kann (Kopfstand, Hampelmann, Schnapper basteln). Ich bin mir ja relativ sicher, dass da jemand oder mehrere jemande nicht wollten, dass ich im Internet zu verstehen bin. Christian Drosten, die Balkonklatscherlobby oder dieser Internetmilliardär Bill Withers oder Bill Kaulitz oder wie der heißt. Keine Ahnung warum die nicht wollen, dass ich im Internet zu hören bin. Müsst ihr die mal fragen. Oder die Prenzlschwaben, vielleicht wollen die mich auch kaputtmachen. Vielleicht wollen die die Urbevölkerung des Bezirkes Prenzlauer Berg ausrotten. Abgesehen davon weiß ich gar nicht, ob sich die Prenzlschwaben selbst als Prenzlschwaben bezeichnen. Diese eine Olle, die sich Prenzlschwäbin schimpft, macht das jedenfalls. Aber auch wenn sie sich nicht so nennen: Jede Wortschöpfung die „Prenzl“ enthält wie zum Beispiel Prenzl Bäcker, Prenzl Zahnärzte oder Prenzl Puff hat sich mit 99,9 %iger Sicherheit kein Indigener aus Prenzlauer Berg ausgedacht. Und das heißt im Umkehrschluss natürlich: Nichts. Weil, wie Alfred Einstein schon sagte: Kausalität ist kein Kreisverkehr. Oder so ähnlich. Jedenfalls die sogenannten Prenzlschwaben die habe ich echt im Verdacht. Und die Balkonklatscher. Könnte mir vorstellen, dass die Schnittmenge da auch recht groß ist, aber das ist nur so ein Gefühl. Spider wohnt ja auch in Prenzlauer Berg, aber der wurde in Hohenschönhausen oder auf Hiddensee oder so geboren und deswegen hatte der gestern Abend keine Probleme mit dem Ton, weil wegen ihm haben die balkonklatschenden Okkupanten nicht die Kontrolle über das Bürgeramt Fröbelstraße und die Hoheit über das Internet im ehemaligen Arbeiterbezirk übernommen, nee, die wollen an mich ran. Vielleicht muss ich jetzt auch in den Untergrund gehen, wie dieser vegane Gehirnakrobat. Ist der überhaupt schon in den Untergrund hinabgestiegen? Wenn ein Veganer sich so langsam, in vielen kleinen Schritten an sein Ziel heranpirscht, heißt das dann Tofusalamitaktik? Kann das hier überhaupt jemand lesen? Wo ist eigentlich der Eingang zum Untergrund? Ist der Untergrund gezwungenermaßen unterirdisch? Wo klatschen Menschen, die keinen Balkon ihr eigen nennen können? Wie spät ist es gerade? Ob die Prenzlschwaben mich zwangsimpfen wollen? Werde ich dann schwäbeln? Ist euch schon mal aufgefallen, dass der Süßigkeitenhersteller Hitschler, also das der Firmenname Hitschler voll so klingt, als würde ein Schwabe Hitler sagen? Kann es sein, dass ich überhaupt keine Ahnung habe wie Schwaben sprechen? Sind das in Wirklichkeit alles Sachsen oder Thüringer? Kennt ihr noch die Fernsehserie CHIPs? Gab es da nicht mal eine Folge über Zwangsimpfungen? Schmecken die Sauren Gurken von Hitschler eigentlich gut? Wusstet ihr was passiert wenn man das Wort Ton rückwärts liest? Ist das krass oder was? Versteckte Botschaft ick hör dir trapsen. Von welchem Land ist eigentlich die versteckte Botschaft? Nordkorea oder Panama oder was? Kann man da Asyl beantragen? Und wenn, hätte Edward Snowden mit den Scherenhänden nicht lieber dahin gehen sollen statt zur Botschaft von, ach weiß ich jetzt nicht mehr wo der war. Übrigens: An so einem Schnulliladen für Klamotten in der neuen oder alten Schönhauser, kann mir nicht merken was wo ist, da steht im Schaufenster geschrieben: „Eden is now“. Ich hab das aber erst nach mehrfachem lesen kapiert und vorher immer Edward Snowden gelesen. Ey, ich hab jetzt voll Lust auf Weingummi oder Schaumgummi oder Gummibären oder andere Gummitiere. Gummibeuteltiere von mir aus. Geht euch das auch so? Würdet ihr auch welche von Hitschler essen?

Tippp für heute: Aus sich herausgehen. (Die Sonne scheint.)

 

 

20. Mai 2020
Leben in den Zeiten des Corona (11)

Leben in den Zeiten des Corona (10)

Freunde der Käseglocke,
was ist eigentlich aus den Balkonklatschern geworden? Wart ihr früher selber mal welche? Ich muss zugeben, ich habe es probiert, also vor meinem geistigen Auge, und dann aber für Scheiße befunden. Liegt aber vielleicht auch nur daran, dass ich im Hinterhaus wohne und da denn, wenn ich geklatscht oder gesungen hätte, nich so viele was von meiner Generösität mitbekommen hätten. Worauf ich aber hinaus will ist, dass ich mir das mit dem Klatschen, also das sollten wir beibehalten oder nee, besser noch ausweiten. Klatschen nicht nur für Menschen in Deutschland, deren Arbeit zwar wichtig ist, deren Arbeit wir aber ungern machen würden (Von der Bezahlung mal ganz abgesehen) – Nee wir müssen da global denken, Klatschen zum Beispiel für Kindersoldaten, Paketzustellern, Obdachlosen, auf Kakaoplantagen arbeitende Kinder oder Arbeiter in Jeansfabriken in Bangladesh, überhaupt Arbeiter in der Textilindustrie in Asien oder Plantagenarbeiter in Südspanien. Die Liste ist lang, das klatscht sich sicherlich nicht in fünf Minuten weg. Aber vielleicht jeden Abend ein paar Minuten? Leider bin ich mir mit den Maßeinheiten noch nicht so ganz sicher, also wie viele Klatscher sind ein Urlaubstag oder wie viele Klatscher sind ein Tageslohn? Muss ich mal einen Experten fragen. Ken Jebsen oder Jens Spahn zum Beispiel.

Tippp für heute: Vom Tellerrand in den Abgrund schauen.

19. Mai 2020
Leben in den Zeiten des Corona (10)

Leben in den Zeiten des Corona (8)

Freunde der Grenzschließungen,
die Welt steht Kopf möchte man meinen. Da wurden am 1. Mai doch tatsächlich Teilnehmer einer linken Demo in Greifswald verwiesen, weil sie nicht vermummt waren und kurz drauf demonstriert die AfD in Waren für sofortige Grenzöffnungen. Landesgrenzen natürlich nur, aber immerhin.
Vieles gerät in diesen Tagen durcheinander. Auch ich. So verstand ich heute bei den Radionachrichten zuerst Kotzarbeitergeld statt Kurzarbeitergeld und dann als es um die Razzien bei Salafisten in Berlin, die bei den Soforthilfen für Kleinunternehmer geschummelt haben sollen, verstand ich, sie hätten sich häufig in der Pussyleck-Moschee getroffen. Sieh an, dachte ich, diese Salafisten, sind gar nicht so eindimensional. Die Errichtung eines Gottesstaates, das Abschlachten von Ungläubigen und Feminismus schließen sich vielleicht doch nicht aus. Dann aber die Ernüchterung: Die Moschee hieß Fussilet-Moschee. Gegründet vom inzwischen verbotenen Verein Pussyleck 88 Fussilet 33.

Frage: Gilt ein Selbstmordattentäter als Soloselbstständiger?

Frage 2: Kann ein Gefährder Grundsicherung beantragen, auch wenn er durch sein ständiges Herumgefährden dem 1. Arbeitsmarkt gar nicht zur Verfügung steht?

Tippp: Gegen die Verwirrung hilft sich mal auf den verschiedenen Socialmediakanälen von Xavier Naidoo und Ken Jebsen umzuschauen. Die machen was sie immer machen, Corona hin oder her. Verwirrt mögen sie sein, das aber immerhin konstant. Und Konstanz (nich die Stadt) ist es ja wohl, was fehlt in diesen unruhigen Zeiten.

 

7. Mai 2020
Leben in den Zeiten des Corona (8)

Leben in den Zeiten des Corona (7)

Freunde des Einkaufsbummels,

wahrscheinlich wisst ihr es schon längst, aber sicher ist sicher: Vor einigen Tagen ist Leon Boden gestorben. Schauspieler, Regisseur, vor allem aber bekannt als Synchronsprecher. Boden war, neben vielen anderen Engagements als Synchronsprecher, fester Sprecher für zwei Schauspieler, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Jason Statham und Denzel Washington. Jason Statham, der Inbegriff der Coolness. Wie dämlich das Skript auch sein möge, wie unterirdisch die Dialoge, in nahezu jedem Film in dem er mitspielt, schafft er es mich zu überzeugen. Die lockerflockige Art, wie er seinen Opponenten vor den Latz haut, hier ein Tritt, dort ein Schlag, zwischendurch immer mal ein kesser Spruch, ein sympathisches, bisweilen auch irres Grinsen. Hier einen Sturz von einem Hochhaus überlebt, dort eine Explosion überstanden, über Drehbücher mag ich nörgeln, Jason jedoch schafft es kaum mich zu enttäuschen. Ganz anders dagegen Denzel (oder wie wir Freunde des Sven sagen: Svenzel) Washington. Er kann ja nichts dafür, aber wenn er in einem Film mitspielt, habe ich immer die Vermutung, dass alle anderen afroamerikanischen Schauspieler entweder gerade keine Zeit oder überzogene Gehaltsvorstellungen hatten. Auch wenn er in vielen guten Filmen mitgespielt hat, Svenzel Washington wird für mich immer der Aushilfsafroamerikaner bleiben. Ich kann gar nicht genau erklären warum, aber er löst in mir meist Mitleid aus und wenn ich dann doch mal einen Film mit ihm kucke, stelle ich mir an seiner statt lieber Samuel L. Jackson, Forest Whitaker oder auch mal Laurence Fishburne vor. Um nicht als Rassist zu gelten, könnte ich mir natürlich auch mal Woody Harrelson, Michael Rapaport oder Jason Statham statt Denzel Washington vorstellen, was aber schwierig ist, wenn Svenzel gerade den Gründer des Black Consciousness Movement oder Malcolm X oder einen im amerikanischen Bürgerkrieg kämpfenden Schwarzen mimt. Immerhin hat Svenzel, auch wenn ihm meine Gunst fehlt (welche natürlich schwerer wiegt als jegliche mit Metallic Goldlack besprühte Knetmasse zum in die Vitrine stellen), auch den ein oder anderen Orzeł, Jussi, Oscar und Golden Globe Award gewonnen. Leon Boden dagegen hat nie einen Oscar gewonnen, nicht mal eine Lola und auch nicht den Deutschen Synchronpreis. Dafür meine Gunst. Nicht meine Gunst gewonnen haben, neben Svenzel Washington, mal wieder die Bewohner meines Heimatbezirkes Prenzlauer Berg. Am vergangenen Samstag, an dem es laut Presse nicht, oder zumindest nicht ausreichend (Wovon auch? Kurzarbeitergeld?) den erwünschten Ansturm auf die Einzelhändler gab, brachte ich mein Fahrrad zur Reparatur in einen Fahrradladen nahe des Kollwitzplatzes, der Hochburg der verhinderten Häuslebauer und Distanzgestörten. Gut gefüllt war der Bürgersteig vor dem Geschäft, als ich ankam um mein Fahrrad abzugeben (begrenzte Kundenanzahl im Laden, allerdings merkwürdigerweise nicht abhängig vom Körperumfang der jeweiligen Kunden) und so vertrieb ich mir die Zeit, indem ich mir, nicht ganz freiwillig, von einem Mitwartenden seine verschwörungstheoretischen Auswürfe in die Ohren Husten ließ. Die reichsten 3% der Menschheit hätten das mit dem Corona um uns alle – das liegt ja wohl auf der Hand – und dann hatte er sich extra ein Zitat von Einstein zurecht gelegt – aber ich war schon längst dem Gespräch (Monolog) entschwunden weil: Zu den reichsten 3% der Weltbevölkerung gehört auch Trump und den halte ich einerseits für zu dumm und plump um an einer aufwendig geplanten Unterjochung der Weltbevölkerung mitzuarbeiten und andererseits ist Trump ein dermaßener Egomane, dass er sich sicherlich nicht von den anderen Superreichen zu einer demokratisch abgestimmten Unterjochungsstrategie drängen lässt. Weiterhin halte ich es nicht für wahrscheinlich, dass sich die Superreichen der Welt oder irgendein Staat oder eine Staatengemeinschaft auf einen Plan (Corona und Folgen) zur Unterjochung des kleinen Mannes (samt Frau, Mann, Kindern usw.) einigen könnte ohne vorher mit Trump Rücksprache zu halten. Der Irre hat immerhin Zugang zu einem nicht unerheblichen Waffenarsenal. Und Hektoliterweise Desinfektionsmittel. Also lenkte ich den Smalltalk auf das Vor-Corona Standard-Smalltalkthema Wetter, bis mich ein freundlicher Mitarbeiter in den Laden bat, mir mein Rad abnahm und mir sagte, ich könne das reparierte Gefährt noch heute, kurz vor Ladenschluss abholen.
Als ich um kurz vor 16 Uhr erneut vor dem Laden erscheine, ist das Trottoir davor wieder anständig mit Wartenden gespickt. Der Ladenmitarbeiter, der wie schon mittags, je einen Kunden in den Laden bittet, nachdem ein anderer Kunde zuvor den Laden verlassen hat, weist darauf hin, dass der Laden um 16 Uhr schließt. Natürlich haben alle Wartenden nur ganz einfache Wünsche. Einen neuen Schlauch oder hier nur die eine Schraube und die andere Schraube und überhaupt müsste mal, aber sie warteten ja schließlich auch schon mindestens sieben Minuten, könnten sie ja nichts dafür, dass der Laden jetzt gleich schließe. Der Mitarbeiter lässt sich breitschlagen und sagt, er und seine Kollegen täten ihr Bestes, dass alle die jetzt vor dem Laden stünden und wirklich nur kleine Anliegen hätten, heute noch rankämen, aber aufwändigere Reparaturen, die müssten leider auf den nächsten Werktag – ein Raunen geht durch die Schlange, immerhin habe man ja zum Teil schon bis zu acht Minuten hier draußen – und der ja leider auch auf die Kundschaft angewiesene Mann, lotst eine Kundin in den Laden, sichert uns Außenstehenden zu, sich unsere Wünsche zumindest alle anzuhören und sie im Idealfall sogar zu erfüllen und bittet uns, ob wir denn nicht vielleicht zumindest dafür Sorgen könnten, dass nicht noch mehr Kunden dazukämen. Natürlich haben sich etliche neue Kunden mit nur so ganz einfachen Anfragen, ganz spontan, vor dem Laden versammelt, einige warten schon seit mindestens 3 Minuten, als mich der Mitarbeiter mit Tränen in den Augen in den Laden winkt, damit ich mein repariertes Zweirad abholen kann.
Als ich den Laden verlasse, versucht der zermürbte Fahrradladenmitarbeiter eine Dame samt Kind am Betreten des Ladens zu hindern und erklärt ihr und ihrem Nachwuchs: „Der Laden habe seit einer Stunde geschlossen.“ „Aber er sei doch noch offen der Laden“ entgegnet die Dame „und der Theodor, der bräuchte doch ein neues Fahrrad. Kann doch jetzt kein großes Problem sein.“ Der Mitarbeiter schluckt und erklärt, dass der Laden aber eigentlich schon – die Dame meint: „Nur mal schauen wollten sie und der Theodor, nicht lange, keine Sorge, nur mal schauen.“ „Seit einer Stunde“ wimmert der nun am Boden liegende Mitarbeiter, während die Frau, in deren Wortschatz das Wörtchen Nein nicht zu existieren scheint und der Theodor über ihn hinweg steigen und den Laden betreten. „Seit über einer Stunde“ brülle ich DEM Thedodor und seiner Mutter hinterher. Der Junge zuckt immerhin kurz zusammen, von der Mutter keine Reaktion. Ich ärgere mich nicht zum ersten Mal in diesen Tagen, dass ich mir noch immer keine Teleskop-Fliegenklatsche zugelegt habe, mit der ich auch in Zeiten des Mindestabstandes die ein- oder andere Besinnungsschelle verteilen könnte. „Mindestanstand statt Mindestabstand“ murmele ich wiederholt vor mich hin, während ich mich ob der coronabedingten Gewichtszunahme gemächlich auf mein Rad hieve. Der noch immer auf dem Boden liegende Dienstleister sieht mich fragend aus seinen wässrigen Augen an. „Hast schon richtig verstanden“, sage ich „und überleg dir mal lieber, wer du im Leben sein möchtest. Jason Statham oder Svenzel Washington. Leon Boden würde sich schämen, Alter!“ Wieder sieht mich der Mann vom Boden fragend an, aber was soll ich sagen, ich weiß ja selbst nicht so genau, wie ich das meine.

Frage: Warum hat Leon Boden eigentlich fast ausschließlich  Afroamerikaner synchronisiert? Gibt es da vielleicht schon verlässliche Verschwörungstheorien?

Frage 2: Warum haben die Maden vom Fahrradladen eigentlich am Sonntag nicht geöffnet? Bei dem schönen Wetter. Vielleicht würden sich der Thorben-Lennart und seine Mutter heute mal ganz ein spontan einige Räder anschauen wollen. Oder auch nicht. Machen die einfach so ganz spontan. Völlig unabhängig von diesen „Öffnungszeiten“ von denen diese humanoiden Arbeitsdrohnen immer faseln.

Tippp: Sich eine Teleskop-Fliegenklatsche selber basteln.

Tippp 2: Das schöne Wetter im Keller genießen.

26. April 2020
Leben in den Zeiten des Corona (7)

Leben in den Zeiten des Corona (5)

Freunde des Klimawandels,
ich muss sagen, ich bin ziemlich verwirrt. Und nicht nur ich. Von vielen anderen Berliner Künstlern und anderen kleinteiligen Freischaffenden habe ich gehört, dass es Ihnen nicht anders geht als mir: Ein langjähriger, treuer, liebgewonnener Freund, er hat uns verlassen, wie es scheint. Ich nannte ihn Strichi, andere mögen ihn mit einem anderen Namen versehen haben, doch geht es nicht um Namen, es geht um Taten. Und Strichi, das kann ich euch sagen, Strichi tat was er tat, jeder Zeit ohne murren. Jedes Mal wenn ich und tausend andere systemirrelevante Kulturschaben unseren Kontostand abriefen, war er da. Die Zahlen änderten sich von Zeit zu Zeit, doch Strichi blieb, stand stets den Zahlen voran. Seit gestern jedoch, die Zahlen kommen mir bekannt vor, aber Strichi, wo ist Strichi? Ist Strichi etwa Opfer des Krokusnussvirus geworden? Hatte Strichi überhaupt eine Lunge? Hinterlässt er Mann und Kinder? Hat er sich in letzter Zeit im Ausland aufgehalten? Ist vielleicht nicht tot sondern nur im Heimbüro? Wie wenig ich doch über Strichi weiß. Sicherheitshalber verschütte ich einen Schluck Desinfektionsmittel (Trankopfer) auf dem Boden, auf dem meine Tochter ausrutscht und schrecklich weint. Als ich ihr verrate, dass es heute Spaghetti Coronara als Heimschulspeisung gibt, bessert sich ihre Laune. Meine Laune dagegen wird heute wohl nicht mehr besser, auch wenn mein Kontostand ausgeglichen ist. Strichi, er fehlt.

2. April 2020
Leben in den Zeiten des Corona (5)

Traditionsbewusst

Viele Menschen stecken sich zur Feier des Nikolaustages ja gegenseitig Lebensmittel in die Schuhe, ich aber finde das nicht so gut, weil manche Leute haben ja Käsefüße und denn riechen die Fressalien ja nach – und außerdem läuft sich dis ja auch nich so geil mit den Viktualien in den Botten. Meine Familie und ich, wir haben Nikolaus wie jedes Jahr mit „Kackekönig“ dem klassischen Altberliner Nikolausspiel begangen. Das Spiel erinnert ein wenig an Blinde Kuh, nur das man es auf dem Bürgersteig spielt. Alle laufen kreuz und quer mit verbundenen Augen über den Trottoir und singen „Nikolaus, Nikolaus, es riecht nach Kot in deinem Haus“. Wer als letztes oder gar nicht in eine Tretmine tritt hat verloren und muss die Schuhe aller Teilnehmer putzen. Eine schöne Tradition wie ich finde. Dieses Jahr hatte ich Pech und habe keinen Hundehaufen erwischt. Aber nächstes Jahr passiert mir das nicht noch mal, das habe ich im Stuhl Urin.


Und heute um 20:30 Uhr im Lovelite: Die Couchpoetos mit mir als Gast

6. Dezember 2018
Traditionsbewusst